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DCW | Podiumsdiskussion „Quo vadis China? – Geoeconomics 2.0“

Podiumsdiskussion „Quo vadis China? – Geoeconomics 2.0“ am 24. April 2018 in Köln

Die Weltwirtschaft steht aktuell vor großen Aufgaben. Gerade liberale Wirtschaftssysteme sehen sich vielfältigen Strapazen ausgesetzt. Zwischen den USA, die dabei sind, einen Handelskrieg zu initiieren, und der neuen aufstrebenden Supermacht China, welche jüngst erst die Macht von Staatspräsident Xi Jinping verfestigte, drohen Deutschland und Europa zum Spielball der zwei weltweit größten Volkswirtschaften zu werden.

Vor diesem Hintergrund lud die DCW mit Unterstützung der IHK Köln zu einer spannenden Podiumsdiskussion zum Thema „Quo vadis China? – Geoeconomics 2.0“ ein. Stefan Baron, Publizist und Co-Autor des Buches „Die Chinesen – Psychogramm einer Weltmacht“, Prof. Dr. Helwig Schmidt-Glintzer, Direktor des China Centrums Tübingen und DCW-Beiratsmitglied, sowie Prof. Dr. Markus Taube, Inhaber des Lehrstuhls für Ostasienwirtschaft an der Universität Duisburg-Essen, widmeten sich unter der Leitung von Alexander Hoeckle, Geschäftsführer International der IHK Köln und DCW-Vorstandsmitglied, den Fragen: Worin besteht die „chinesische Herausforderung“? Sind Deutschland und Europa darauf vorbereitet?

„Wir stehen aktuell vor der Herausforderung des Jahrhunderts“, so Stefan Baron. „Die Geschichte zeigt: Wenn die führende Nation der Welt sich in ihrer Position von einem aufstrebenden Rivalen ob zu Recht oder Unrecht bedroht fühlte, hat dies in der Vergangenheit meist zu Krieg geführt. Die Gefahr ist auch heute zwischen den USA und China gegeben, wird in Deutschland bislang aber nicht wahrgenommen.“ Prof. Dr. Taube sieht die Lage etwas optimistischer: Das Ende der Welt sei noch nicht erreicht! Gleichzeitig spricht auch er vom „Endgame“, dem wir kurz bevorstünden. Die Phase des Nachholwachstums und des Kopierens in China sei vorbei. Stattdessen befände sich das Reich der Mitte in einer Phase des endogenen Wachstums, in dem es auf eigene Ressourcen zurückgreife und mit den westlichen Mächten nahezu auf Augenhöhe interagiere. Auch Prof. Dr. Schmidt-Glintzer sieht die Wohlstandsentwicklung in China grundsätzlich als etwas Begrüßenswertes an. Allerdings sei Europa auf diese neue Herausforderung noch nicht vorbereitet. „Europa ist Spätentwickler im Hinblick auf die Aktionen der eigenen Politik“, so Schmidt-Glintzer. Es müsse seine Zuschauerrolle endlich verlassen und seine eigenen Stärken mehr einbringen. Derzeit hindere insbesondere die Angst vor Raubkopien Europa daran, bestehende Brücken mit China weiter auszubauen und in den Bereichen Medizin, MINT, Rechtslehre oder Musik verstärkt zusammenzuarbeiten. Auch auf gesellschaftlicher Ebene müsse ein Einstellungswandel erfolgen. Nach wie vor gebe es Vorbehalte gegenüber chinesischen Mitbürgern und Geschäftspartnern. Hier sei ein Deliberationsprozess erforderlich, bei dem nicht die Angst vor China, sondern die Zusammenarbeit im Vordergrund stehe.

Was muss sich konkret ändern, um die „China-Kompetenz“ in Deutschland und Europa zu stärken und auf Augenhöhe zu kooperieren? Laut Baron sollten wir China die Aufmerksamkeit schenken, die es angesichts seiner Bedeutung für uns verdiene. Wir sollten unsere ethnozentrische Weltsicht und unsere Stereotype im Hinblick auf dieses Land ablegen und verstehen lernen, wie es wirklich tickt. Dann würden wir erkennen, dass Chinas Aufstieg der Welt anstelle der heutigen unilateralen, einseitig von den USA beherrschten Weltordnung die Möglichkeit zu einer multilateralen, also demokratischeren Ordnung eröffne. Damit böte sich für Europa die historische Chance, wieder eine führende Rolle in der Welt zu spielen. Beispielsweise sollte Europa im Gegensatz zu den USA eine konstruktive Einstellung zum Prestige-Projekt „Belt and Road“ der chinesischen Regierung finden und sich intensiver einbringen. Taube, der in Duisburg doziert, sieht das anders: Bei der sogenannten „neuen Seidenstraße“ gehe es um deutlich mehr als nur Transport; Deutschland und Europa zeigten bereits großes Engagement und gerade Duisburg sei ein gutes Beispiel für eine funktionierende Zusammenarbeit. Das Problem sei ein anderes: Zurzeit spreche Europa mit 100 Stimmen und habe damit faktisch gar keine! Im Zusammenspiel mit den USA und China müsse Europa den Dialog in beide Richtungen suchen und dürfe dabei seine liberalen Grundwerte nicht aufgeben. Anstatt lehrerhaft aufzutreten, sollten wir Fremd- und Andersartigkeit erkennen und Lösungen dafür finden. „Die Gefahr durch Amerika ist derzeit deutlich größer als die durch China“, so Taube.

Die chinesischen Kaiser erhoben traditionsgemäß den Anspruch, das Mandat des Himmels zu besitzen und demzufolge über „alles unter dem Himmel“ (tianxia) zu herrschen. Wie ist das heutige Selbstverständnis von China? Wie sieht Xi Jinping seine Rolle als chinesischer Staatspräsident? Erhebt er ebenfalls einen globalen Herrschaftsanspruch? Schmidt-Glintzer verneint dies entschieden. Es gehe China nicht um die Weltherrschaft, sondern lediglich darum, sich von den westlichen Mächten nicht demütigen zu lassen.

Um zukünftig in den Dialog mit China einzutreten, bräuchten wir keine Beobachter, sondern Handlungskompetenz und umfassend gebildete Wissenschaftler, betont Schmidt-Glintzer. Insbesondere in vielen Bereichen der Zukunft wie Künstlicher Intelligenz, Sprach- und Gesichtserkennung oder kurz zusammengefasst im Bereich der Digitalisierung sei uns China meilenweit voraus, so Taube.

Trotz dieser äußerst kontroversen Diskussion sind sich die Diskutanten einig, dass Dialog und Kooperation auf Augenhöhe der richtige Weg seien, um mit China und den USA in Zukunft zusammenzuarbeiten und um Europas Rolle im globalen Weltgeschehen neu zu definieren.

Katharina Erdtmann



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